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Kaiserschnitt

Sekundärer Kaiserschnitt ("Notfallsectio")

Wenn sich im Verlauf der Geburt ergibt, dass eine Entbindung auf normalem Wege nicht möglich ist oder von Seiten der Mutter oder des Kindes schwere Komplikationen aufzutreten drohen, wird ein Kaiserschnitt (Sectio caesarea) durchgeführt. Mit einem möglichst kleinen, queren Schnitt an der Grenze der Schamhaare werden Haut, Muskeln und Gebärmutterwand eröffnet, um das kindliche Köpfchen fassen und entwickeln zu können. Dabei wenden wir die als postoperativ deutlich schmerzschonend geltende Methode des "sanften Kaiserschnitts" an.

 

 
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Der Kaiserschnitt ist eine Routineoperation und dauert in der Regel 20 bis 30 Minuten. Ausser in extremen Notfallsituationen wird die Teilnarkose (Peridural- bzw. Spinalanästhesie) bevorzugt. Die werdende Mutter ist voll wach, der Vater sitzt dabei am Kopfende des Operationstisches neben seiner Partnerin. Sobald das Kind geboren ist, wird es kurz vom Kinderarzt kontrolliert und dann sofort den Eltern gebracht, noch während die Ärzte die Operationswunde verschliessen. Auch nach Abschluss des Eingriffs bleiben Eltern und Neugeborenes vereint; zunächst für ca. 2 Stunden im Gebärsaal zur postoperativen Überwachung und erstem Ansetzen an der Brust, dann nach Abklingen der Teilnarkose im Zimmer der Wochenbettabteilung. Dadurch versuchen wir, ein harmonisches Geburtserlebnis wie bei einer «normalen» Geburt zu schaffen.

 

 

Primärer Kaiserschnitt ("Plansectio")

 

Wenn man im voraus weiss, dass ein Kaiserschnitt notwendig sein wird (zum Beispiel bei Steisslage des Kindes), wird das Datum der Operation rechtzeitig geplant. Ein geplanter Kaiserschnitt wird in der Regel neun bis zwölf Tage vor dem errechneten Geburtstermin vorgenommen. Zeigen sich bei der Schwangeren vorher Geburtswehen oder erleidet sie einen Blasensprung, tritt sie in die Klinik ein und der Kaiserschnitt wird kurzfristig vorgezogen.

 

 

Kaiserschnitt «auf Wunsch»?

In der Schweiz spricht man seit Ende der 1990er Jahre über die Wahlfreiheit der Frau bezüglich Geburt oder Kaiserschnitt, was zu teilweise emotionalen Diskussionen führt. Warum hat sich der geplante Kaiserschnitt als praktisch gleichwertige Alternative zur natürlichen Geburt etabliert?

 

  • Für das Kind ist der geplante Kaiserschnitt am sichersten (0.8% Gesamt-Todesfälle rund um die Geburt und als Neugeborenes, verglichen mit 1.5% bei geplanter natürlicher Geburt - C. Signore, Clin. Perinatol. 2008). In der Kleinfamilie mit 1.3 Kindern pro Frau werden Risikoabwägungen immer wichtiger.

  • Für die Mutter besteht heute bei geplantem Kaiserschnitt eine ebenso tiefe Sterblichkeit von 1/60'000 wie bei natürlicher Geburt. Ein Notfall-Kaiserschnitt hat allerdings eine zehnmal höhere Sterblichkeit, weshalb bei ungünstiger Ausgangslage für eine natürliche Geburt (z.B. unreifer Muttermund oder Übergewicht mit Body Mass Index über 30) ein Kaiserschnitt punkto Risiko zum vornherein besser abschneidet.

  • Die Patienten-Rechte werden viel stärker gewichtet. Nicht mehr der Arzt allein weiss, was für seine Patienten gut ist. Es findet ein gleichberechtigter Dialog statt zwischen der Schwangeren, die für ihr Wertesystem selbst verantwortlich ist, und dem Arzt als Experten für Diagnose und Behandlung. Ein Begehren nach Kaiserschnitt darf nur schon aus juristischen Gründen nicht mehr abgelehnt werden.

  • Neugeborene wie auch ihre Mütter werden immer schwerer, was die natürliche Geburt erschwert und risikoreicher macht.

  • Das Operations-Management beim Kaiserschnitt wurde einfacher, sicherer und angenehmer. Schonende und schnelle Operationstechnik, vorbeugende Gabe von Antibiotika und Gerinnungshemmern, baldiges Aufstehen nach der Operation und normale Kost verkürzen die Erholungszeit und vermindern die Komplikationen. Wer es wünscht, kann bereits drei Tage nach geplantem Kaiserschnitt nach Hause gehen.

  • Die Spätfolgen von schwierigen Geburten auf natürlichem Wege sind besser erforscht, sowohl betreffend Beckenbodenschädigung mit möglichen Schmerzen, Urin- und Stuhlverlust als auch betreffend seelische Folgen.

 

Fairerweise muss der geplante Kaiserschnitt mit der geplanten natürlichen Geburt verglichen werden, wobei letztere zu 10% in einer Saugglocken- oder Zangengeburt und zu weiteren 10% in einem Notfall-Kaiserschnitt endet. Die Zufriedenheit der Mutter ist bei erfolgreicher natürlicher Geburt ebenso gross wie beim geplanten Kaiserschnitt, während die komplizierten Geburten und - ganz ausgeprägt - die Notfall-Kaiserschnitte als unschöne Erlebnisse in Erinnerung bleiben.

 

 

Vor- und Nachteile für das Kind

 

Vorteile Kaiserschnitt

Nachteile Kaiserschnitt

  • Geringste Sterblichkeit (kein Absterben während der Geburt, kein Absterben im Mutterleib nach 38 Wochen)
  • Mehr Atemnotsyndrom (braucht selten vorübergehend Brutkasten, ist aber nie in Lebensgefahr)
  • Keine Schädigung während der Geburt
  • (Risiko 1:1000), weniger Infektionen
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  • Weniger Stresshormone während der Geburt, weniger reizbar bei erster Impfung nach drei Monaten
  • Je nach Standpunkt sind die extrem hohen Stresshormone für die weitere kindliche Entwicklung ein Vorteil

 

Vor- und Nachteile für die Mutter

 

Vorteile Kaiserschnitt

Nachteile Kaiserschnitt

  • Deutlich weniger Probleme mit ungewolltem Urin- und Stuhlverlust nach der Geburt
  • Evt. grössere Befriedigung durch normale Geburt (gemäss Studie M.Schindl sind Mütter mit geplantem Kaiserschnitt ebenso zufrieden)
  • Weniger Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Geringgradig erhöhtes Risiko (1%) von Placentatiefsitz und/oder Einwachsen der Placenta bei späteren Schwangerschaften
  • Keine Spätschäden des Beckenbodens (insbesondere Urinverlust)
  • 0.5%-1% Einreissen der Kaiserschnittnarbe während nächster Schwangerschaft (v.a. bei Versuch zur natürlichen Geburt)

 

Zusammenfassung

Die für die meisten Frauen beste Geburt ist die natürliche Geburt ohne Dammschnitt, ohne Zange / Saugglocke und ohne Komplikationen. Die zweitbeste Geburt ist der geplante Kaiserschnitt Anfang der 39. Schwangerschaftswoche. Die schlechteste für Mutter und Kind ist der Notfallkaiserschnitt. Die zweitbeste Variante kann Ihnen der Arzt praktisch garantieren, während die beste Variante von einigen Launen der Natur abhängt, die wir nicht steuern können. Die Schwangere muss sich also zwischen der natürlichen Ungewissheit und der planbaren Gewissheit entscheiden.

 

Es ist inzwischen verpönt, vom Kaiserschnitt «auf Wunsch» zu sprechen - man bevorzugt den Begriff Wahl-Kaiserschnitt. Ich bin überzeugt, dass sich keine Schwangere leichtfertig oder als blosse Modeerscheinung für einen Kaiserschnitt entscheidet.

Als Ihr Arzt bin ich für jede Art der Geburt offen, die ich medizinisch verantworten kann, also auch für den Wahl-Kaiserschnitt. Es braucht aber in jedem Fall ein ausführliches Aufklärungsgespräch, um auf Ihre persönliche Situation einzugehen und die obgenannten Vor- und Nachteile zu diskutieren.

 

Quelle: Fortbildung der Universitäts-Frauenklinik Zürich vom Juni 2009 (Prof. Zimmermann, Prof. Husslein, Prof. Vetter, Prof. Bucher)