Operation bei Belastungsinkontinenz
Ein häufiges und oftmals tabuisiertes Problem der Frau ist die Inkontinenz. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen: den unwillkürlichen Urinverlust bei Erhöhung des Drucks in der Bauchhöhle wie beim Husten, Lachen, Niesen (Belastungsinkontinenz, früher Stressinkontinenz) und den Urinverlust durch übermässigen Harndrang (Hyperaktive Blase, früher Dranginkontinenz). Bezüglich Diagnostik und Operationsindikation vgl. entsprechendes Kapitel unter "Gynäkologie".
TVT-Operation (tensionfree vaginal tape)
Hauptvorteil dieses in Schweden entwickelten und seit 1999 in der Schweiz allgemein angewendeten Operationsverfahrens ist die Durchführung in örtlicher Betäubung. Ein Kunststoffband wird von der Scheide aus links und rechts hinter dem Schambein geführt und spannungsfrei (tension-free) angezogen, bis die wache Patientin im Hustentest keinen Urin mehr verliert. Die Harnröhre wird lediglich unterstützt, um bei Belastungssituationen (Husten, Lachen, Niesen) nicht mehr abzusinken.
Sicht von vorn auf das weibliche Becken mit Blase (rot), Geschlechtsorganen (dunkelblau) und Scheideneingang (unten). Das TVT-Band unterstützt den mittleren Teil der Harnröhre.
Dieselbe Situation von der Seite. Die Schambeinfuge ist das weisse Oval oberhalb der Blase. Das Band wird durch zwei kleine Schnitte im Schamhaarbereich hinausgezogen, «nach Mass» angespannt und unter Hautniveau abgeschnitten.
Das TVT-Band wird vom Körper angenommen und mit Bindegewebe umhüllt (es besteht aus dem gleichen Material - Prolene - wie die heute üblichen Netze in der Leistenbruch-Chirurgie).